Golota boxte nicht weiter: Mike Tyson gewinnt erneut Skandalkampf (2024)

Die bizarre Veranstaltung dürfte das endgültige Karriereende des nervlich offenbar völlig fertigen Golota bedeuten. Und es könnte der unwürdige letzte Auftritt von Tyson gewesen sein, der voller Frust im Ring seinen Gegner aufforderte: "Mach weiter". Doch Golota hatte kein Ohr für Tyson, der anschließend ärgerlich das Weite suchte. "Mike bleibt dabei, das war sein letzter Kampf", sagte Tyson-Berater Shelley Finkelstein, "bis jetzt." Rund zehn Millionen Dollar hat Tyson für den Kurzauftritt kassiert, den er offiziell durch Technischen K.o. in der dritten Runde gewann. Golotas Börse lag bei 2,2 Millionen Dollar, die aber möglicherweise zurückgehalten werden.

Im Rahmenprogramm verteidigte zuvor Zab Judah im Junior- Weltergewicht seinen WM-Titel des Verbandes IBF durch Technischen K.o. in der achten Runde gegen Hector Quiroz (Mexiko). Muhammad Alis Tochter Laila Ali musste bei ihrem Punktsieg über Kendra Lenhart erstmals in ihrer Karriere über die volle Sechs-Runden-Distanz.

Schon vor dem Hauptkampf, in dem es um keinen Titel ging, kündigte sich der Ärger mit Golotas schwachen Nerven an. Drei Stunden vor dem Kampf protestierte sein Manager Gary Shaw gegen die Handschuhe, die nicht seine normale Marke waren. Ringsprecher Jimmy Lennon jr. Hatte die Kontrahenten bereits in den Ring gerufen, als Golota immer noch ohne seine Fäustlinge in der Kabine stand. "Ich mache mir wegen dieser Geschichte große Sorgen", meinte Shaw schon vor dem Kampf.

Golota, der nach einem Niederschlag in der zehnten Runde am 20. November 1999 deutlich nach Punkten führend einen Kampf gegen Michael Grant aufgegeben hatte, lieferte anschließend einen ordentlichen Kampf gegen Tyson, auch wenn er nach einer Rechten am Ende der ersten Runde kurz zu Boden musste und angezählt wurde. Er erlitt außerdem nach einem unabsichtlichen Kopfstoß einen Cut am rechten Auge und wurde anschließend ins Krankenhaus gefahren.

Schulz: "Seine Ära ist jetzt endgültig zu Ende"

"Ich habe einen Kopfstoß erhalten und der Ringrichter hat nichts unternommen", sagte Golota, "das wars." Sein Coach Al Certo versuchte ihn mit aller Gewalt zur Fortsetzung des Kampfes zu bewegen, aber der in Chicago lebende Pole ließ sich seinen Mundschutz nicht mehr einsetzen und teilte dem Ringrichter mit: "Ich gebe auf." Axel Schulz meinte als Co-Kommentator von Premiere World am Ring: "Seine Ära ist jetzt endgültig zu Ende, wer will den noch sehen?"

Ob es tatsächlich der letzte Kampf von Tyson war, ist dagegen unsicher. Der mittlerweile 34 Jahre alte Ex-Weltmeister wirkte nach der Einnahme eines neuen Anti-Depressivums so konzentriert und ruhig wie lange nicht. Sein Distanzgefühl war allerdings noch nicht richtig da. "Dieser Kampf nutzt ihm gar nichts", sagte Schulz, "das einzige, was ihm hilft ist Matchpraxis und die kann er nur durch längere Fights erhalten."

Ein dritter Kampf gegen Evander Holyfield oder ein WM-Duell mit Lennox Lewis ist immer noch das Ziel der Promotor in den USA, es wäre die Lizenz zum Gelddrucken. "Mike wird ein paar Wochen Urlaub machen und über alles nachdenken", sagte Finkel, "wenn er nicht mehr kämpfen möchte - gut. Wenn doch, dann gehört ihm die Welt."